Enthalten Stellenanzeigen Konditionen nach denen Bewerber suchen? Wir gingen mit unserem Umfragetool Kanaleo der Frage nach, inwiefern die Informationen, die Bewerber zur Stellensuche für relevant erachten, sich mit den angebotenen Informationen in den Stellenanzeigen decken. Knapp 8000 Bewerber haben geantwortet. Die Ergebnisse erfahren Sie in diesem Artikel.
Kanaleo-Studie
Kanaleo ist ein Service des Empfehlungsbundes, mit dem Unternehmen das Verhalten ihrer Bewerber analysieren können. Die Daten werden mithilfe eines Online-Fragebogens erhoben, die unsere Mitgliedsunternehmen während des Bewerbungsprozesses an ihre Bewerber zuschicken.
Die exakte Datengrundlage beträgt 14.821 (n=14.821) ausgefüllte Fragebogen, die in einem Zeitram von 2017 bis 2020 erhoben wurden. Allerdings variiert die Anzahl der Fragebogen je Frage, weil diejenigen rausgefiltert werden, die keine Angabe gemacht haben. Wir geben Ihnen die Datengrundlage für jede Frage an.
Formulierung im Fragebogen
Um herauszufinden, nach welchen Konditionen Bewerber in Stellenanzeigen suchen, gibt es im Fragebogen einen Fragenblock nach diesem Muster: "Auf welche Konditionen achten Sie bei Ihrer Stellensuche/künftigen Arbeitsstelle?" und den Antwortmöglichkeiten "Ja", "Nein" und "keine Angabe". Es werden neun Konditionen abgefragt:
- Arbeitszeitmodell
- Gehaltsentwicklung
- soziale Sicherheit (z.B. Kündigungsschutz, Arbeitslosen-, Sozialversicherung)
- Standort
- Betriebsklima
- Ruf der Firma
- Work-Life-Balance
- Karrierechancen
- Aufgaben
Danach folgt ein ebenso aufgebauter Fragenblock, der nach den Konditionen fragt, die die Bewerber in Stellenanzeigen gefunden haben: "Was haben Sie vor Ihrer Bewerbung über die Arbeitskonditionen herausfinden können?".
Datengrundlage und Methodik
Da die Fragen nach den gesuchten und den gefundenen Arbeitskonditionen sich sehr ähneln, können die Antworten gut miteinander verglichen werden. Um den Zusammenhang zwischen den zwei Fragestellungen herauszufinden, wurden nur Fragebogen berücksichtigt, in denen die Bewerber beide Frageblöcke vollständig beantwortet hatten. Somit beträgt die Anzahl der berücksichtigten Datensätze in diesem Fall 7.823 (n = 7.823).
Die Antworten der gesuchten Konditionen wurden für jede der neun Antworten in einer Kreuztabelle gegen die Antworten der gefundenen Konditionen aufgetragen und es wurde die prozentuale Wahrscheinlichkeit für jedes Ereignis errechnet. Im Beispiel rechts lässt sich also erkennen, dass 60% nach Aufgaben gesucht haben und davon 70% diese Kondition in der Stellenanzeige auch gefunden haben. Insgesamt haben die Hälfte aller Bewerber diese Kondition nicht gefunden, 79% von ihnen haben sie aber auch nicht gesucht.
Stellenanzeigen enthalten größtenteils die Konditionen nach denen Bewerber suchen
Die Top vier der am häufigsten gesuchten Konditionen entsprechen auch den Top vier der am häufigsten gesuchten Konditionen: Betriebsklima, Aufgaben, Standort und Karrierechancen. Unternehmen scheinen also ganz gut darüber Bescheid zu wissen, welche Konditionen für Bewerber interessant sind. Allerdings scheint die Priorität der Bewerber etwas anders zu sein: Auf Platz eins der gesuchten Konditionen steht mit 69% das Betriebsklima - auf Platz eins der gefundenen Konditionen hingegen der Standort mit 72%. Während 60% der Bewerber nach Aufgaben, Standort und Karrierechancen suchen, finden nur knapp die Hälfte diese Konditionen.
Top | gesucht | gefunden |
---|---|---|
1 | Betriebsklima (69%) | Standort (72%) |
2 | Aufgaben (60%) | Aufgaben (50%) |
3 | Karrierechancen (60%) | Betriebsklima (45%) |
4 | Standort (60%) | Karrierechancen (41%) |
5 | soziale Sicherheit (53%) | (Ruf der Firma 36%) |
6 | Arbeitszeitmodell (47%) | Work-Life-Balane (34%) |
7 | Work-Life-Balance (46%) | Arbeitszeitmodell (33%) |
8 | Gehaltsentwicklung (38%) | soziale Sicherheit (31%) |
9 | Ruf der Firma (34%) | Gehaltsentwicklung (13%) |
Generell fällt auf, dass die Häufigkeiten sich stark unterscheiden. Betrachtet man z.B. die 50%-Grenze bei beiden Fragenblocks, liegt sie bei "gesucht" zwischen Top 6 und 7, bei "gefunden" hingegen schon bei Top 2. Insegsamt wird also deutlich mehr gesucht als gefunden - die Stellenanzeigen sollten mehr Arbeitskonditionen enthalten, um Bewerber zu informieren. Diese Beobachtung haben wir für Sie in den unternstehenden Diagrammen verananschaulicht - beachten Sie, dass absolute Zahlen abgebildet werden.
Bewerber möchten mehr Infos zur Gehaltsentwicklung und sozialer Sicherheit
Besonders interessant ist, welche Konditionen in Stellenanzeigen nicht besonders gut abschneiden - sprich, bei welchen Konditionen die Wahrscheinlichkeit, dass ein Bewerber sie sucht, aber nicht findet, hoch ist. Hier sticht besonders eine Kondition ins Auge: 75% der Bewerber, die nach der Gehaltsentwicklung gesucht haben, haben sie nicht gefunden.
Allerdings wird dieses gravierend klingende Ergebnis dadurch relativiert, dass nur 38% der Bewerber überhaupt nach dieser Kondition gesucht haben. Knapp 30% aller Bewerber finden also die Kondition, die sie suchen nicht - und sind möglicherweise deshalb unzufrieden. Die Gehaltsentwicklung könnte also eine sinnvolle Ergänzung für Stellenanzeigen sein.
Ein wenig anders sieht es bei der Kondition "soziale Sicherheit" aus, die die zweithöchste Wahrscheinlichkeit (54%) des Falls "gesucht, aber nicht gefunden" hat. Knapp über die Hälfte aller Bewerber hat nach dieser Kondition gesucht, also deutlich mehr als nach der Gehaltsentwicklung und dennoch haben knapp die Hälfte dieser Bewerber die Kondition nicht gefunden. Es könnte also ratsam für Unternehmen sein, Informationen zur sozialen Sicherheit in ihre Stellenanzeigen zu integrieren.
HR-Marketing-Controlling mit Kanaleo
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