In unserer Artikelreihe möchten wir der Frage nachgehen, wie der Fachkräftebedarf in der Softwarebranche in Sachsen aussieht. Die Ergebnisse einer vom Empfehlungsbund und der Arbeitgebercommunity ITsax.de durchgeführten Studie sollen in dieser Reihe näher betrachtet werden. Ein Whitepaper zu dieser Studie finden Sie hier. In diesem Artikel stellen wir die Selbsteinschätzung der befragten Unternehmen in puncto Deckung des Bedarfs an Fachkräften vor. Dabei wird der Anteil verschiedener Studien- und Ausbildungsrichtungen von Mitarbeitern sowie die Einschätzung der Bedarfsdeckung berücksichtigt.
Studien- und Ausbildungsrichtungen in der IT-Branche
Es gibt zahlreiche Studiengänge und Ausbildungen für die IT-Branche. Die häufigsten haben wir im nebenstehenden Diagramm zusammengefasst. Sie können die durchschnittliche Verteilung der IT-Mitarbeiter nach Abschlüssen eines sächsischen IT-Unternehmens ablesen.
Die Anteile von Abschlüssen bei aktuellen Fachkräften ist für die Analyse der Bedarfsdeckung deshalb relevant, weil sie den Bedarf je Abschluss indizieren. Je stärker der Bedarf und das Angebot auseinander gehen, desto gravierender ist es für die Unternehmen, die nach den geeigneten Fachkräften suchen. Die Entwicklung von Angebot und Nachfrage an Abschlüssen in den nächsten Jahren ist also ein wichtiger Indikator für den Fachkräftemangel allgemein, denn wenn Unternehmen auf bestimmte Abschlüsse festgelegt sind, diese aber nicht absolviert werden, stehen sie vor einem großen Problem.
Die meisten Fachkräfte in sächsischen IT-Unternehmen haben ein abgeschlossenes Informatikstudium. Knapp ein Drittel der IT-Belegschaft haben allgemeine Informatik studiert. Die Studienrichtungen Medieninformatik und Technische Informatik sind ebenfalls häufig vertreten, gefolgt von den Ausbildungsrichtungen Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung und Systeminformatiker. Die anderen Abschlüsse machen nur einen Anteil von unter 10% aus. Aus den Anteilen an Abschlüssen lässt sich der Bedarf an den jeweiligen Fachkräften mit diesen Abschlüssen erahnen.
Bedarfsdeckung je Abschluss
Wir haben zur Messung des Fachkräftemangels folgende Skala festgelegt:
Es wird von keinem Mangel gesprochen, wenn über 90% des Bedarfs gedeckt werden. Bei 70-90% Bedarfsdeckung ist von geringem Mangel die Rede. Ein mittelstarker Mangel besteht ab 50% und ein starker Mangel ab 30%. Von einem sehr starken Mangel sprechen wir bei unter 30% Bedarfsdeckung.
Im nebenstehenden Diagramm können Sie die Bedarfsdeckung je Abschluss ablesen. Anhand der Skala erkennen wir, dass alle Studien- und Ausbildungsrichtungen mehr gefragt sind, als sie geboten werden.
Die Studienrichtungen Bioinformatik und Medizininformatik sowie die Ausbildungsrichtung Technischer Assistent für Informatik sind nur von einem mittelstarken Mangel betroffen. Diesem könnte mit der richtigen Strategie in den nächsten Jahren entgegengewirkt werden.
Bei allen anderen Abschlüssen besteht ein starker Mangel. Allerdings zeigt die Bedarfslage sächsischer IT-Unternehmen eine starke Tendenz in Richtung Hochschulabsolventen. Besonders gravierend ist hier der Mangel an der Studienrichtung Informatik. Allgemeine Informatik wird in den sächsischen Hochschulen zwar am häufigsten angeboten, aber offensichtlich reicht das Angebot bei weitem nicht aus. Auch die Studienrichtungen Technische Informatik und Wirtschaftsinformatik haben einen großen Anteil und gleichzeitig eine kritische Bedarfsdeckung.
Maßnahmen gegen den Mangel an bestimmten Abschlüssen
Laut der Arbeitsagentur steigen die akademischen Abschlüsse im IT-Bereich seit Jahren an. Und trotzdem werden immer mehr Fachkräfte mit Studienabschluss gesucht, als es Absolventen gibt. Was können Unternehmen tun, außer zu hoffen, dass Hochschulen das Problem für sie lösen? Eine mögliche Maßnahme: Bereits Schülerinnen und Schülern Karrierechancen als Informatiker aufzuzeigen und für ein Studium oder eine Ausbildung im IT-Bereich zu werben. Eine weitere Alternative bieten flexible innerbetriebliche Weiterentwicklungsmöglichkeiten.
Whitepaper-Download: IT-Fachkräftebedarf in Sachsen 2018
Wie dem Fachkräftemangel allgemein entgegengewirkt werden kann und wie der Empfehlungsbund dazu beiträgt, erfahren Sie im nächsten Artikel.